Im Wirken als Physiotherapeutin mit Körpern und Menschen war ich einige Jahre auf der Suche nach DER Heilmethode. Ich habe mich angestrengt, bemüht, immer wieder Fortbildungen gemacht. Ich wollte alle Erwartungen erfüllen und helfen. „Nur“ Körpersymptome zu behandeln erschien mir jedoch immer unbefriedigender. Das erwünschte, vom Klienten und auch von mir erwartete Ergebnis trat nicht oder nur vorübergehend ein. Ich bekam für Erfolge Lob und Anerkennung und fühlte mich dadurch wertvoll und bestätigt in meiner Wichtigkeit. Gleichzeitig war ich jedoch immer öfter ausgelaugt und erschöpft. Ich hatte Verantwortung übernommen für die Anderen, habe mich selbst in die Pflicht genommen, Veränderung zu bewirken und Symptome verschwinden zu lassen. Dieses fremde Gepäck habe ich inzwischen zum Glück wieder abgegeben. Meine wichtigen Wegbegleiter in diesem Prozess waren und sind Jin Shin Jyutsu, Meditation, Offenheit, Mut zu Ehrlichkeit und Veränderung.
Ich möchte immer noch helfen und den Menschen dienen – aber eben anders. Wirken mit einem offenen und weiteren Bewusstsein – auf der Suche nach dem Gesamtbild- nach der energetischen Ursache (Gedanken, Glaubenssätze, Erwartungen…) und in engem Kontakt mit meinem Fühlen, meiner Intuition und dem System des Anderen. Feine Antennen, ausgerichtet auf die Möglichkeit der Veränderung, die Selbstheilung unterstützen kann.
Mein Körper ist ein Teil meines Seins. Energie – zum Ausdruck gebracht, in eine Form verdichtet, manifestiert, greifbar, fühlbar. Mit dem Körper kann ich erfahren, wirken und mein Leben in Zeit und Raum gestalten. Über den Körper werden energetische Harmonie oder Disharmonie, entstanden durch mein Denken und Handeln, durch meine Verhaltens- und Glaubensmuster sichtbar, greifbar, fühlbar. Ich kann ebenso über meinen Körper ein mit mir selbst harmonisches Sein und Erleben initiieren und begleiten. Durch Berührung, Bewegung, die Wahrnehmung und damit dem Erkennen von dem, was ist und durch neue Handlung.
Das „offene System“ Körper ist in einem andauernden Prozess – in ständiger Interaktion und Anpassung an die Umwelt (Mitwelt) und die innere Welt (Gedanken, Vorstellungen, Glaubenssätze, Konzepte usw.). Jedes Symptom, jede Emotion kann dir deine ganz eigene innere Welt, deine Gedanken und Vorstellungen von dir selbst, deine Konditionierungen und Ängste verdeutlichen. Deine Symptome bieten dir also die Chance, wirklich zu erkennen wer du bist, welche Rolle du gerade spielst, wo du nicht dir selbst entsprichst und somit ganz eigene energetische und damit körperliche Blockaden setzt. Mit einem Fokus auf Heilsein und Harmonie (statt auf den Schmerz oder die Beschwerden) bedeutet das: Körpersymptome und Emotionen können dir den Weg in die Harmonie zurück zeigen. Indem du lernst, wertfrei und ehrlich zu sehen, zu hören und zu fühlen, was er dir sagt und zeigt. Durch bewusstes Hinschauen und ein Verständnis für die Zusammenhänge kannst du dich selbst erkennen.
„Das lebendige organisiert sich selbst, bewahrt und fördert den Lebensenergiefluss in allem. Das Künstliche braucht Regeln, Verordnungen, verbraucht Energie und stört den Lebensenergiefluss“
(Weisheit der lebendigen Jogi- Indianer)
Jedes System, alles in der Natur ist also auf Harmonie ausgerichtet und kann sich selbst heilen. Du könntest darauf vertrauen, dass dein System, dessen Teil dein Körper ist, von sich aus in die Harmonie findet. Jedoch stehen wir diesem Heilwerden in uns meist selbst im Weg. Mit unserem Verstand und unserer Ratio – mit unserem Drang nach Sicherheit, Kontrolle und einer Vorstellung davon, wie Heilwerden sein oder geschehen sollte. Mit Handlungen, Verordnungen und Disziplinierungen unseres Körpers und unseres Lebens, die uns nicht entsprechen und so dem natürlichen Prozess des Heil- seins entgegenwirken.
Echte Hilfe in diesem Prozess ist oft notwendig und kann durch Begleitung geschehen, die achtsam und wertschätzend unterstützt. Es kann Hilfe aus der Familie, von Freunden, von einem Therapeuten oder Arzt kommen. Nur: egal, wer sie leistet oder wie diese Hilfe aussieht (Gespräche, Bewegung, Berührung z.B.)- die Verantwortung für das eigene Leben, seine Hindernisse und Beschwerden kann und darf niemand anders tragen. Nur jeder für sich kann seine Welt erleben, fühlen, verstehen, kann destruktive Gedanken und Verhaltensweisen aufdecken und ändern. Echte Hilfe ist eben etwas völlig anderes als sich Be- Handeln zu lassen und die Verantwortung für sich abzugeben. Sie erfordert aktive Mitgestaltung, die Aufgabe einer Opferrolle, von Bequemlichkeit oder kindlichem Nicht – verantwortlich sein.
Alle Heilung fängt also notwendigerweise mit dem ersten, entscheidenden Schritt an: Der Entscheidung für dich, für dein Heil.
Wo störst du deinen Energiefluss? Was gehört nicht in dein System? Was entspricht dir nicht? Was entspricht nicht deiner lebendigen, harmonischen Ordnung? Und bist du bereit für Dich, für diesen Weg? – Bist du bereit dich zu erkennen? Bist du bereit Verantwortung für dich selbst zu tragen?
Wenn du es schaffst, zum höchsten Wohle für dich, im Einklang mit deinem Sein zu denken, zu entscheiden und zu handeln, wird sich das auch in der Gesundheit Deines Körpers zeigen. Es zeigt sich in Symptomen von Leichtigkeit, Freude, Kraft, Motivation, einem guten Energiehaushalt, der Abwesenheit von Schmerz und Krankheit. Es ist bestimmt nicht einfach, dies alles neu zu lernen und dauert auch etwas länger- aber es lohnt sich ganz gewiss.
Jeanett Amberger