Gefühlt lief ich seit langem an einer Grenze entlang – an der Grenze zwischen Welten. Eine scheinbare Grenze zwischen dem „All- Eins“ und meiner scheinbar realen materiellen Welt. Inzwischen erkenne ich mich als Schauspielerin auf einer Bühne, die durch einen Vorhang die Welt dahinter erblickt und genau weiß, dass sie ein Spiel spielt. Der Vorhang besteht aus immer noch vorhandenen Illusionen, Konditionierungen, Glaubenssätzen, für die ich wohl bisher noch nicht „reif“ war. Immer wieder erkenne ich Verstrickungen und Konzepte, die mir nicht bewusst waren und meine klare Sicht noch einschränken.
Doch ich werde nicht müde, jeden Tag meinen Fokus darauf zu legen, dass ich erkennen möchte. Dass ich bereit bin für meinen Weg, mein Leben. Bereit loszulassen, Neues zuzulassen und immer Wieder ja zu sagen, einverstanden zu sein. Der natürliche Fluß meiner eigenen Entgrenzung, der automatisch einsetzt und der Mut, dies auch zu- lassen zu können, lässt den Vorhang letztendlich mehr und mehr verschwinden. In Etappen- oder Wellen sozusagen. Es gibt immer wieder Phasen, in denen ich das Gefühl habe, es verändert sich gar nichts – ich stecke fest – es ist zum verzweifeln… dann wieder das regelrechte Platzen einer Illusionsblase und mehr wunderbare Freiheit. Meine Sehnsucht nach ebendieser Freiheit ist so viel größer als meine Angst vor Kontroll- und Sicherheitsverlust.
Meine Wahrnehmung ruht jetzt immer mehr in diesem weiten Raum. Ich bin zum Grenzgänger geworden, der das Hologramm seiner eigenen kleinen Welt und der Welt „da draußen“ auf seine eigene Art immer mehr durchschaut. Ich muss nicht alles wissen und verstehen, denn ich erfühle und nehme wahr. Staunend kann ich beobachten, wie alles zusammenhängt und sich entspannt, entwickelt und im Fluss ist.
Ganz automatisch bin ich gerade immer in einer Art Meditation – egal wo ich bin und ganz egal was ich tue.
Ich lerne so meiner inneren, fühlenden und weiten Wahrnehmung zu trauen.
Das fühlt sich für mich so an:
Mein ganzer Körper ist weit und offen. Ein Resonanzkörper für mein Gespür. Da ist dieser Weite Raum genau in meiner Mitte – von meinem Herzen her dehnt er sich aus. Er ist inzwischen sehr viel größer geworden, umfängt mich und geht weit darüber hinaus. Er ist. Ich lasse mein vorher zwanghaftes verstehen wollen immer mehr los und sinke weiter und weiter in diesen Raum hinein. Es ist ein ganz selbstverständlicher Zustand geworden. Von hier nehme ich wahr. Bilder, Gefühle, Gespür, Farben, Gerüche, Klänge – ich bin offen und bewerte nicht. Ich beobachte und habe eine neue Perspektive, die viel weiter und größer ist als jemals zuvor. Hier vertraue ich und bin im Frieden. Ich sehe die Welt neu und der Schleier hebt sich immer mehr. Mir wird klar, dass alles schon da war – nur hatte ich keine Zeit dafür oder keine Ahnung, dass es da schon immer in mir war. Ich hab es einfach nicht gesehen. Aber ich erinnere mich. Jetzt lerne ich mehr und mehr, dieser Welt zu trauen und diese Wahrnehmung im Alltag zu halten und zu üben, mich immer wieder hier hinein zu holen, sollte ich sie mal kurzzeitig verlieren.
In diesem Zustand bin ich die als die ich gemeint war. Frei, unbegrenzt, liebend, im Frieden.
Und kennst du dieses Phänomen ?: Sehr häufig singe und summe ich vor mich hin, in mich hinein. Das habe ich als Kind schon immer gemacht. In der Schule wurde ich oft ermahnt weil ich störte 😉 Ich habe mein Singen und klingen meist gar nicht bewusst mitbekommen. Jetzt fühle ich, dass ich dadurch meinen eigenen Klangraum erschaffe/ erhalte oder verstärke. Es hilft mir, meinen Raum und meine Mitte zu spüren und zu stärken. Du kannst es ja mal ausprobieren oder – wenn du es kennst- nun eben bewusster tun.
Es geht jetzt genau um diese neue, unbeschränkte, von Grauschleiern und Schatten befreite Wahrnehmung. Den Vorhang immer mehr beiseite schieben, den du allein noch zugezogen hältst. Wenn du erkennst, was dich zurückhält, wo du dich selbst begrenzt, wird die Sicht frei und deine Wahrnehmung, dein Bewusstsein mit ihr.
Also setzt deinen Fokus, fahnde nach diesem Raum in dir und vertrau dir endlich wieder selbst. Sei mit dir, in dir – in der Stille, im Rückzug immer wieder zwischendurch.
Dann erinnerst du dich was und wer du bist, wo du stehst. Was du wirklich sein und tun willst.
Dann klingst und handelst du dich in deiner vollkommenen, neuen, liebenden Art in die Welt hinein.
Zeit für Stille, Vertrauen und Mut in deiner Grenz-Öffnung wünscht ich dir von ganzem Herzen.
Jeanett Amberger