September 2021 Erwartungen als Hindernis

Das Thema der Erwartungen hat mich letztes Jahr im Sommer sehr stark beschäftigt. Ich habe es durchfühlt, durchdacht, versucht in eine Ordnung für mein Verständnis zu bringen. Jetzt, ein Jahr später, füge ich es nun hier in meine Gedankenpost ein.

Viel Freude beim Lesen!

 

Erwartungen

…vernebeln meine Sicht, ich kann die Wirklichkeit nicht sehen wie sie ist

…reduzieren das, was ich sehe, allein auf den Teil aller Dinge/ Menschen/ Ereignisse, den ich erwarte  oder auf die nicht erfüllte Erwartung und schränken meinen Fokus ein.

…machen das Licht und die Liebe  in ALLEM für mich unsichtbar.

…berauben mich vieler Möglichkeiten, mein Leben frei und glücklich zu gestalten

Erwartungen, entstanden aus Wünschen meines kleinen Ich, entstanden aus Gewohnheiten, Schubladen und Etiketten, übernommen aus meiner kulturellen und sozialen Heimat (meines Landes, Religion, Familie, Freunde…),

verhindern mich echt einzulassen. Sie erlauben es mir nicht, mich zu Öffnen – für das Wunder des SEINS und des gegenwärtigen Momentes. 

Ich möchte achtsam sein für die Momente, in denen ich noch immer von Erwartungen gesteuert werde. Ich möchte unbesetzt und frei von den Vorstellungen und Erwartungen meiner Vergangenheit mit neuen Augen schauen und wirklich sehen lernen. 

Sehen, was es mit mir macht, mit meiner Art zu schauen und zu er- leben.

Sehen wie viel weniger Anstrengung und Bemühung nötig sein werden.

Sehen was wirklich ist.

Wo habe ich Erwartungen?

  • An den Partner
  • An die Familie, Freunde, Kollegen, Chef
  • An die Arbeit
  • An den Tag,
  • An das Wetter,
  • An den Urlaub,
  • An mich Selbst: meinen Körper, an meine Leistung, an meine Gefühle…
  • An Fremde, den Staat, Politiker, Parteien…

Erwartungen schränken immer ein und können nicht erfüllt werden. Die Wirklichkeit wird immer anders sein. Andere Menschen haben oft ganz andere Bedürfnisse und ihre eigenen Erwartungen. 

Durch diese Diskrepanz zwischen Wunsch/ Erwartung/ „Zwangs“Vorstellung auf der einen und Realität auf der anderen Seite kommt es unweigerlich zu Frustration, Verwirrung, Angst, Leidensdruck, hektischem Tun und Bemühen. Wir sind getrennt vom gegenwärtigen Moment und dem was IST und laufen ständig einer Idee nach oder sind gedanklich in der Zukunft. Du kannst so die Schönheit um dich herum und in dir nicht sehen, du kreist nur um Dich und um Deine Erwartungen…oft wird dein Fokus so eng und starr, dass dein Körper Deinem Geist folgt und du krank wirst.

Deshalb bin ich oft in den ersten Urlaubstagen krank. Überarbeitung, ich mach mir Druck, baue zusätzliche Erwartungen an mich und Urlaub etc. auf….und dann Kopfschmerzen, Schwäche, es geht nichts mehr. Eine rote Ampel.

Wenn ich lernte, meine Erwartungen zu erkennen, dann dahinter zu schauen, woher sie eigentlich kommen, würde ich viel über mich und meine bewussten und unbewussten eigenen und fremden Prägungen, meine Sicht auf die Dinge, die Menschen und die Welt, die nicht mehr dienlich sind für mich und mein Leben erkennen. Ich könnte sehen, wo ich mich und mein Leben noch immer selbst beschränke und bräuchte viele dann gar nicht mehr. Ich könnte ganz viel von der Anstrengung und Bemühung loslassen, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen. Ich bekäme eine freiere Sicht und mehr Möglichkeiten in meinem Leben, die ich bisher alle noch übersehen habe. Ich könnte mehr Offenheit, Akzeptanz, Lust und Freude erlauben. Ich könnte mein Licht noch mehr strahlen und meine innere Weite noch weiter werden lassen. Ich könnte noch weitaus mehr Präsenz und Wahrheit und Liebe leben in all meinen Beziehungen und Lebensbereichen.

 

Erwartungen im Alltag …und nun?…zum Mut machen gesagt

Ich war nach dem Schreiben etwas beunruhigt und verwirrt:

Habe ich das jetzt selbst schon verinnerlicht? Oder bin ich gerade dabei?

Oder quatsche ich nur nach, was ich mal irgendwann hörte oder las- schön formuliert und sortiert? Ist das alles aus mir heraus geboren, meinem momentanen „Prozess“ entsprechend? Oder will ich mich vielleicht besonders beweisen?

In meinem Kopf sprangen die Ideen und vielen Zusammenhänge und neu erahnte Verästelungen, die sich aus diesem Thema „Erwartungen“ ergeben könnten, nur so kreuz und quer. 

Was mache ich nun DAMIT und mit mir?

Ich möchte das selbst doch auch alles beherzigen, verinnerlichen und umsetzen. Eben nicht nur klug reden und Wissen anhäufen, sondern durch eigene Erfahrungen meinen Weg, mein Leben bewusst von vielen hinderlichen Altlasten befreien.

Mir kamen ganz wesentliche Gedanken für meine eigenen nächsten Schritte:

In der Kontemplationswoche im Europakloster Gut Aich (Juli 2020) habe ich gelernt, dass eine entspannte, wiederholte Sammlung im Atem, auch wenn man abdriftet oder den Faden verliert, ohne etwas zu wollen oder zu erwarten der leichteste und tiefgreifendste Weg der Kontemplation ist. Ohne das Wollen von irgendetwas. Dass es wichtig ist, im Frieden mit allem zu sein was ist. Auch Im Frieden mit allen Aspekten von mir. Wenn ich den Fokus auf das Loslassen von was auch immer richte, bin ich schon wieder zu starr und angestrengt ausgerichtet auf etwas. Ich habe die Erwartung, wenn ich DAS loslasse, dann wird alles besser…Oder ich habe diese Erwartung gegen die nächste eingetauscht: dass es mir einfach gelingen würde. Aber woher weiß ich denn, dass es genau DAS ist, was losgelassen werden müsste? Oder ob ich bereit dazu bin? Vielleicht dient es mir ja aus irgendeinem Grund noch, der mir nicht bewusst ist? Auf jeden Fall wird die Möglichkeit des Fliessens in die Harmonie, die sich von ganz allein einstellen würde, durch jegliche Art von Erwartung begrenzt werden. 

Eine ähnliche entspannte Herangehensweise empfiehlt sich ergo auch im Alltag im Dschungel deiner Erwartungen:

Du solltest zunächst einmal immer wieder achtsam sein, um zu erkennen dass dir eine Erwartung begegnet. 

Dann hinterfrage, wie wichtig dieses Thema für dich ist, welche Lebensbereiche berührt werden und welche eigentliche Ursache dahinter steckt. Was möchtest du mit dieser Erwartung nun tun? Du könntest sie Ignorieren, du könntest ja zu ihr sagen, oder dich mutig dagegen entscheiden und auf neue Möglichkeiten einlassen. Und das immer und immer wieder. Jeden Tag aufs Neue. 

Je wichtiger eine Erwartung in deinem Leben ist, desto öfter wird sie da sein. Aber du musst aufmerksam sein!

Es kann sein, dass dein Ego viele Ausreden hat, warum genau diese Erwartung jetzt wichtig ist, warum sie nicht schlimm ist oder du sie brauchst. Es wird sich vielleicht auch störrisch oder gereizt festklammern an ihr. 

Vielleicht kommt eine wichtige, für dich zentrale Erwartung auch in verschiedenen Verkleidungen daher. Das erkennst du spätestens bei der Beantwortung der entscheidenden Frage nach dem eigentlichen Grund, dem „warum du diese Erwartung hast“. Vielleicht ist es ein tief verborgener Wunsch, eine eigene Erfahrung oder etwas Übernommenes?

Du kannst also in verschiedenen Situationen und Bereichen in Deinem Leben hinspüren, erkennen, lernen und wachsen. Du kannst Deine Blickrichtung ändern, den Fokus weiten, deine Grenzen überschreiten. Es wird Dir immer leichter fallen. Aber sei gnädig mit Dir und im Frieden! Gerade wenn du dich immer wieder „ertappst“. Na und! Vielleicht brauchst du Deine Erwartung noch eine Zeit lang! Dann kann auch deine Veränderung gut wachsen und reifen. Es wird genau richtig sein für dich. Deine Erwartung dein Tempo. Entscheidend ist, dass Du eine Veränderung im Leben möchtest, Deine Erwartung bemerkst, mutig genug bist ehrlich mit dir zu sein und  hinschaust und…Irgendwann brauchst du diese Erwartung gar nicht mehr und sie kann gehen- von ganz allein.

Du bemerkst es wahrscheinlich nicht sofort, aber du bist offener, fröhlicher, entspannter und mutiger. Du gehst DEINEN Weg.

 

Jeanett Amberger

 

 

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