Wie, um Himmels, willen gelingt es mir, im Alltag und dem „gewohnten“ Leben wahrhaftig und bewusst zu SEIN und vor allem: das auch zu bleiben?
Wie bleibe ich verankert in meinem Selbst und im Spüren? Wie kann ich mich in meinem Alltag und meinem Umfeld wahrhaftig selbst zum Ausdruck bringen, frei sein, offen bleiben?
Wie geht das, ohne Bindungen aufzugeben, ganz weltfremd zu werden? Wie treffe ich meine eigenen Herzens- Entscheidungen in der „Wirklichkeit“ der „realen Welt da draußen“ mit allen Konsequenzen?
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Aber geht es nicht genau darum: Sich der alten, gewohnten „Wirklichkeit“ und dem bisherigen Leben immer mehr zu entfremden? Alles, was ich eigentlich nie war, endlich loslassen…mich selbst zum Ausdruck bringen können und dürfen – einverstanden sein mit allem was dann ist (also wirklich erwachsen werden und in die Eigenverantwortung gehen …)?
Ich fühl mich manchmal wie ein Teilchen, dass irgendwo haltlos herumschwebt – und nirgendwo mehr dazu gehört.
Manchmal spüre ich Angst, in alte Muster zurückzufallen. Angst davor, in die alte Enge und in eine alte programmierte Wahrnehmung von Leben und Welt, in Zwänge zurück gezogen zu werden.
Und während ich das schreibe weiß ich, dass das nicht passieren kann. Nur alle Illusionen lösen sich immer mehr auf. Wie ein altes Kleid lege ich alle bisherigen Vorstellungen darüber, wer ich bin in dieser Welt ab. Das geschieht einfach – und zur Zeit ganz eigenartig unspektakulär. Das mag daran liegen, dass ich Abstand halte zur Welt „da draußen“.
Ich denke: Woher kommt dann diese Angst – wie kann ich sie überwinden und sie loslassen? Und hier fühle ich sofort die Antwort in mir selbst: Wenn Angst da ist, wenn du etwas verstehen und tun musst, sind noch alte Muster und Überlebensprogramme im Spiel.
Allein die Tatsache, dass ich es beobachten und anerkennen kann, zeigt mir jedoch, dass ich bewusster bin als jemals zuvor.
Und doch ist diese Angst immer wieder mal da – in verschiedenen Situationen und Begegnungen, in Beziehungen. Dann spüre ich sie in mir, ziehe mich zurück oder bin frustriert. Ich ärgere mich dann, weil ich keine Antworten habe und weil ich doch auch nicht weiß, was „dann“ ist. Ich habe oft das Gefühl, dass nur wenige wirklich verstehen, was ich fühle und meine. Das macht mich traurig und lässt mich oft genug noch rat- und hilflos zurück. Da jeder in seiner Welt lebt, kommunizieren Menschen noch meist nicht wirklich miteinander, sondern stark beeinflusst von der Schwingungsebene, von eigenen illusionären Sichtweisen und Denkstrukturen, aus Erfahrungen heraus… Jeder von uns muss sich gerade neu erkennen, neu er-leben…lernen mit dem Herzen zu kommunizieren, statt aus alten Erfahrungen heraus. Im Austausch wirklich offen und im Herzen zu bleiben, ist nicht immer leicht.
Manchmal befürchte ich, dass ich meine alte Illusion von meinem Leben einfach nur durch eine neue ersetze.
Und ich frage mich hin und wieder schon, warum es immer wieder so schwer ist, so anstrengend, so verunsichernd. Ja es ist anstrengend – das Aushalten des Anders seins, Auseinandersetzungen mit sich selbst und anderen. Ja, es ist anstrengend, sich zu lösen, sich herauszuschälen aus alten Strukturen und eigene Wege zu gehen. Ja es ist anstrengend, oft gar nichts zu wissen. Ja ich habe immer noch Angst in mir und bin immer wieder verunsichert. Ja, ich reagiere oft genug noch in alten Schutz- und Kontrollstrategien. Ja Ja…
Aber es sind keine neuen Ängste, sondern immer wieder die Alten – irgendwann einmal entstanden in meiner Vergangenheit oder aus dem Kollektivbewusstsein empfangen.
meine Strategien
Wenn ich allein bin, kann ich das in Ruhe anschauen. Dann kann ich ehrlich mit meinem konditionierten, schutzsuchenden Ich sein. Ich kann mich selbst verstehen, in den Arm nehmen und anerkennen, was ist.
Mein Selbst versteht. Mein Selbst zeigt mir, was wirklich ist und löst Illusionen auf. Mein Selbst öffnet mich wieder und ich kann fließen und meine eigene Liebe und Freude, die ich bin, spüren.
Was ist jedoch, wenn ich im Alltag konfrontiert bin mit Aussagen, Interpretationen, Ängsten der Anderen um mich herum? Zum größten Teil werde ich eben hier konfrontiert mit meinen eigenen alten Programmen, gehe in Resonanz, falle immer wieder „zurück“ in eigene alte Ängste und Muster. Ich fühle mich unverstanden, ich kann nicht wirklich erklären, was ich fühle (wie auch…), was ich will. Ich kann nur mit wenigen Menschen mich und meine völlig neue Wahrnehmung der Welt, der Zusammenhänge und der Ursachen für „dies und das“ halten in mir.
Ich möchte meine Wahrnehmung noch fest halten – für mich. Ich muß niemanden mehr überzeugen. Dieses Halten und Schutz vor allzuviel Durchlässigkeit im Alltag ist ein Versuch, mich und mein eigenes neues Einlassen auf das Leben und das Leben in mich hinein erst einmal zu üben und stabil zu machen. Ich weiß – es ist eine Strategie von früher – aber sie hilft mir noch. Mein Leben auf eine andere Stufe zu heben- die der Wahrnehmung, des Spürens, des Lebens aus meiner eigenen Mitte heraus – ist so völlig neu. Ich spüre, es ist wie eine zarte Pflanze, über die ich nicht drübertrampeln lassen möchte. Ich muss das so lange tun, bis sie sicher in mir – hier in dieser Welt, auch in diesem Alltag verankert ist. Oft bleib ich noch traurig und hilflos zurück und habe immer dieses Gefühl von Alleinsein in mir – gespeicherte Erfahrungen, Muster und Konditionierungen, die sich bemerkbar machen. Dann greifen auch immer wieder Schutzprogramme wie innerer und äußerer Rückzug, Erklärungs- und Verteidigungsversuche oder ich möchte am liebsten schreien und toben. Denn wie soll ich meine Wahrnehmung erklären? Wenn der andere nicht bereit ist oder wir gerade auf völlig anderen Ebenen unterwegs sind, mutiert Kommunikation oft genug zur hilflosen Rechtfertigung. Oder ich spüre, wie Angst in mir hochkriecht, weil ich es eben auch nicht weiß, was dann ist und wie es wird und wie genau das dann hier mit all den noch bestehenden Notwendigkeiten, Regeln und Bedingungen des alten Systems funktionieren soll… Es scheint dann alles sehr verfahren und ausweglos.
Neu Denken, offene Kommunikation, die innere Wahrnehmung ins Zentrum zu setzen, danach zu Handeln und den eigenen wahrhaftigen Weg zu gehen – das fordert heraus. Ich nehme immer wieder allen Mut zusammen, vollkommen ehrlich zu sein, meine Bedürfnisse zu leben, neue Entscheidungen zu treffen.
Deshalb ist es mir so wichtig, immer wieder still zu sein, mit mir zu SEIN. Es ist eine Art Reinigungsprogramm, Erkenntnisschleuse und Lichtportal für mich. Hier kann ich Kontrolle und Angst los lassen, muss mich nicht schützen. Mein Ich kann ins fließen kommen, loslassen, spüren, mit sich selbst rückverbinden. Hier bin ich immer sicher und geborgen im SEIN.
Und nun zurück zum Ausgangspunkt – der Frage: Wie schaffe ich es, wahrhaftig und bewusst zu sein und zu bleiben im Alltag?
Wahrscheinlich ist es so, dass die Unsicherheit und Angst, das erreichte neue Bewusstsein verlieren zu können und schützen zu müssen reflexartig, aus einer Gewohnheit heraus, einfach da sind. Es gibt da noch Anteile in mir, die verunsichert sind und lange Zeit für meinen Schutz zuständig waren. Wahrscheinlich ist es auch völlig in Ordnung, genau diese Bedürftigkeit zu spüren und im eigenen inneren Rhythmus diese Anteile nach und nach zu integrieren oder die Aufgaben neu zu verteilen. Alle Überlebensprogramme, die automatisch anspringen und sich zeigen, darf ich nun sehen und bewusst auflösen. Ersetzen durch Offenheit und Wahrhaftigkeit. Sie haben mir sehr lange gedient und waren wichtig in einer Zeit, in der ich ohne eine innere höhere Führung in meinen Inkarnationen durchhalten, aushalten, überleben musste. Diese Zeit ist nun vorbei. Ich binde mich immer mehr und intensiver an mein Selbst an. Sie ist die einzige Instanz, die mich leitet – zu meinem höchsten Wohl und meinem Wesen entsprechend.
Ich darf also entspannt sein und beobachten, welche Ängste, Sorgen mich noch berühren. Mit einem klaren Fokus auf das Neue, verbunden mit meinem Selbst, sicher und geführt kann ich diese neue Art zu denken und leben in mir stabilisieren.
Der Prozess führt durch die Angst hindurch das alte Denken und all die scheinbare Machtlosigkeit aufzugeben und stattdessen mit dem Sein verschmelzen- Und das IST der Wandel. Sich ein völliges Öffnen zulassen, ein völlig neues Bewusstsein wahrnehmen und mehr und mehr auch zu leben.
Jeanett Amberger